(Hamburg) Gerade einmal neun Pferde hat Christian Sprengel auf der Neuen Bult in Hannover im Training, doch zehn Grupperennen hatte er in seiner Laufbahn schon gewonnen (zuletzt Boscaccio im Jahr 2016 in Union-Rennen in Köln). Im bedeutendsten Rahmenrennen des IDEE Derby-Meetings am Sonntag meldete sich der 67-jährige auf der großen Bühne zurück. Und die meisten der Besucher auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn dürften ihm den Triumph im Jack White Hamburger Stutenpreis (Gruppe III, 55.000 Euro, 2.200 m) gegönnt haben. Die Außenseiterin Princess Badee raufte sich unter Michael Cadeddu zum mit 32.000 Euro honorierten Erfolg mit Hals-Vorteil auf gegen die heranfliegende Diamond Crown sowie New York City.
Produzenten-Legende der neue Partner
Musik-Produzenten-Legende Jack White („Schöne Maid“ von Tony Marshall war einer seiner unzähligen Hits) übernahm in diesem Jahr gemeinsam mit seiner Gattin Raffaella das Sponsorship für das Rennen. Leider konnte er krankheitsbedingt nicht vor Ort sein, wurde aber von seiner Ehefrau auch bei der Siegerehrung würdig vertreten. „Es ist immer großes Kino hier“, schilderte sie.
Princess Badee, die gerade erst ein Rennen bisher an sich gebracht hatte, gehörte aus der günstigen Box eins stets der vorderen Linie an und drehte innen groß auf. Dabei hielt sie auch der starke Schlussoffensive von Diamond Crown stand. Deren Trainer Andreas Suborics kommentierte: „Mit einer besseren Startnummer wäre sie noch weiter gekommen, aber das war eine Super-Leistung!” Auch die nie nachlassende New York City beeindruckte. Trainerin Sarah Steinberg: „Das Rennen war sehr langsam, das kam ihr nicht entgegen, aber das war ein sehr guter Aufbaustart für die Diana.”
„Christian hat sich diesen Sieg mehr als verdient. Princess Badee hat alles souverän gemacht, auch wenn ich auf den letzten Metern dachte, wir würden das Rennen noch verlieren, aber das durften wir nicht“, berichtete Michael Cadeddu.
Besitzer ist ein 19-jähriger Newcomer
Besitzer von Princess Badee ist der erst 19-jährige Bastian Dietze. „Ich war immer schon leidenschaftlich beim Sport dabei. Als ich die finanziellen Möglichkeiten hatte, habe ich mit Princess Badee meinen Traum vom ersten Rennpferd umgesetzt“, sagte der Außenhandelskaufmann aus Varrel, der vor lauter Aufregung nach dem Rennen Nasenbluten bekam, aber im siebten Himmel des Erfolges schwebte.
Auch Trainer Christian Sprengel war emotional tief bewegt. „Wir haben die Stute bei einer Auktion in Deauville gemeinsam ausgesucht. 20 Pferde standen damals auf unserer Liste, sie war als Einzige am Ende übrig geblieben. 12.000 Euro war der Preis. Ich habe früh gemerkt, dass Princess Badee ein Rennpferd ist. Mumm war vorhanden.“ Eine Nennung für den Henkel – Preis der Diana hat die Stute nicht, nun strebt man den T. v. Zastrow-Stutenpreis in Baden-Baden an. Die Favoritin Lingua Franca ließ am Ende deutlich nach.
Ghorgan einsame Klasse
Was für eine beeindruckende Vorstellung: Im Rudolf-August Oetker-Gedächtnisrennen – BBAG Auktionsrennen (52.000 Euro, 1.600 m) dominierte der in den Farben von Darius Racing von Stefan Oschmann abgetretene Dreijährige Ghorgan vom Start bis ins Ziel. Unter Eduardo Pedroza konnte der 1,9:1-Top-Favorit früh den Richterspruch bestimmen. Neun Längen betrug am Ende der Vorteil des einstigen 55.000 Euro-Auktionskaufes aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof.
„Von Rennen zu Rennen schaltet Ghorgan besser ab und legte körperlich zu. Das war eine tolle Leistung“, schilderte Jockey Eduardo Pedroza. Und Trainer Andreas Wöhler sagte: „Er war das beste Pferd im Rennen. Eine Option ist nun ein Start im Fritz Henkel – Preis, einem Grupperennen am Diana-Tag in Düsseldorf.
Sensation durch Aster
Mit einer Sensation endete das Hapag Lloyd – Rennen – BBAG Auktionsrennen (52.000 Euro, 2.200 m), denn die dreijährige Stute Aster, eine einstige 15.000 Euro-Erwerbung des seit Jahrzehnten mit großer Passion engagierten Eigners Paul-Dieter Dümpelmann, hatten nur wenige auf ihrem Wettschein. Martin Seidl rettete auf der 21,1:1-Chance, dem Leichtgewicht im Rennen, mit kurzem Kopf Vorteil auf den heran stürmenden Favoriten Argentum, der wiederum mit demselben Abstand vor Wazlaw war. Auch True and Quick war als Vierter dicht dahinter. Die Viererwette brachte 2.443,50:1 Euro.
„Bei ihrem Sieg in Köln war die Zeit sehr gut, daher musste sie in besserer Klasse immer mitmischen können“, erklärte Jockey Martin Seidl. Trainerin Erika Mäder meinte: „Aster war schon immer eine gute Stute, aber sie brauchte Zeit. Sie wird sich noch weiter steigern.“
Pecheur auch als Trainer stark
Schon als Jockey gehörte Maxim Pecheur zur Elite in Deutschland. Inzwischen macht er immer mehr als Trainer auf dem Gestüt Röttgen auf sich aufmerksam: In der Japan Racing Association Trophy (Listenrennen, 25.000 Euro, 2.200 m) gewann die aus seinem Kölner Stall kommende und im Besitz des Gestüts Brümmerhof stehende Narmada (8,9:1) mit einer grandiosen Speedleistung. Auf den letzten Metern schaffte der wie entfesselt agierende Jockey Martin Seidl bei seinem dritten Tagessieg noch die Wende gegen die Favoritin Veil Of Shadows. Die ebenfalls hoch gehandelte Crystal Estrella wurde als Dritte vom Ende des Feldes immer stärker.
„Das war genial“, jubelte Martin Seidl. „Der Trainer hatte mir gesagt, dass ich Narmada ganz vorsichtig reiten sollte und das Rennen erst Mitte der Zielgeraden anfangen würde. Sie hat alles gegeben, was sie hat.“
Trainer Maxim Pecheur fügte hinzu: „Unser Reiter ist ganz cool geblieben und hat die Stute mit viel Vertrauen geritten. Narmada hat ganz mutig durchgezogen. Wir werden in Ruhe entscheiden, wo wir weitermachen.“
Bedauerlicherweise weigerte sich der Favorit Kiko im HKJC World Pool Handicap (Ausgleich III, 20.000 Euro, 1.600 m) in die Startbox einzurücken. Ohne ihn gab Senador (7,2:1) mit Rene Koplik mit einem Start-Ziel-Sieg vor Schwarzer Wolf, Noshowlikeajoeshow und Chipping Away den Ton an.
Im einleitenden 2.200 Meter-Ausgleich II ging der Siegeszug für Stall Aquamarins Lazzaro (3:1) weiter. Der Schützling des Dresdener Trainers Stefan Richter zog unter Martin Seidl an der Innenseite locker in Front und verwies die Außenseiterin Nakota sowie Narokan auf die Plätze.
Die passionierten Eigner des Stalles Bergholz durften nach einer 2.000 Meter-Prüfung jubeln, als die dreijährige Stute De La Lune (Eduardo Pedroza) für sie und Trainer Andreas Wöhler (Spexard) gegen Tramina und die Favoritin Aturana zum ersten Erfolg in ihrer Karriere kam. „Sie ist ein unscheinbares Mädchen, hat aber das Herz am rechten Fleck“, kommentierte ihr Betreuer.
Münchener Zweierwette
Eine Münchener Zweierwette gab es in einem 3.200 Meter-Ausgleich II, als Leonello (3,8:1) mit Jockey Adrie de Vries für den Stall WK und Trainer Werner Glanz vor Diana einen Vorteil sicher verteidigte.
Siege sind zum Markenzeichen von Stefan Hanes Daydream Express (2,3:1) geworden, die im 1.600 Meter-Ausgleich II schon ihren dritten Treffer feierte und für Derby-Siegtrainer Henk Grewe einen weiteren Coup bedeutete.
Auch Schael, das Familienpferd aus dem Stall von Peter Schiergen, blieb sich treu und nahm mit dem vierten Jahressieg unter Senan MacRedmond (3,2:1) in einem 2.200 Meter-Ausgleich III nach kurzer Unterbrechung den Erfolgsfaden wieder auf.
Fuhrmann und Seidl die Meetingschampions
Im finalen Rennen des IDEE Derby-Meetings machte Trainer Frank Fuhrmann (Möser) dank des vierten Treffers mit Irida (9,8:1) das Championat in Hamburg perfekt. Bei den Jockeys holte Martin Seidl den Titel, der auf der nun zweimal hier zum Zuge gekommenen Irida für die erkrankte Janina Boysen eingesprungen war und seinen vierten Tagessieg und siebten Erfolg der Woche markierte. In diesem abschließenden Ausgleich III über 1.800 Meter komplettierten Charlie Brown, Kalajana sowie Ireland Alexander und Moon power (in totem Rennen Vierte) die Viererwette, die 3.898.5 bzw. 5.458:1 Euro zahlte.
Steigerung bei den Wettumsätzen
Auch die Umsatzzahlen am Finalsonntag waren sehr erfreulich: Allein in Deutschland betrug das Wettaufkommen 978.912 Euro (Vorjahr: 935.166 Euro). Hinzu kommen über ausländische Partner außerhalb des World Pools ca. 752.000 Euro (Vorjahr: ca. 228.000 Euro).
Beim gesamten IDEE Derby-Meeting 2024 betrug der Gesamtumsatz 2.132.868 Euro (Vorjahr: 2.073.623 Euro), eine Steigerung von 3 Prozent.
Hans-Ludolf Matthiessen, Vorsitzender des HRC, in einem Fazit: „Wir haben 50 Rennen trotz schwieriger Wetterbedingungen durchgeführt. Der Derby-Tag war glanzvoll, nicht nur in sportlicher Hinsicht. Man kann nur sagen: Ende gut, alles gut!“